Ľubica Čekovská

Here I am, Orlando

Janáček Theater / Oper Termine und Tickets

Ich liebe Bäume, die Jahrtausende wachsen … Fließt die Zeit um uns, oder fließen wir in der Zeit? Gibt es unter uns Menschen, die sich eine eigene innere Zeit schaffen können, welche für Ewigkeiten andauert? Orlando oder Orlanda, was zählt schon die Benennung der Identität, was zählt schon das Urteil der anderen und ihr Bedürfnis, uns in Schubladen zu stecken, wenn das einzig Wichtige die Freiheit in unserem Herzen und unserer Seele ist. Denn nur so sind wir in der Lage, durch die Zeit zu schreiten und zu sehen …

Für das Ensemble der Janáček-Oper des Nationaltheaters Brno entsteht gerade ein neues Auftragswerk. Seine Autorin ist die herausragende slowakische Komponistin Ľubica Čekovská, die in der Opernwelt kein Neuling ist und deren letzte Oper Impresario Dotcom ihre Premiere bei den Bregenzer Festspielen feiern konnte. Die Inspiration für das Libretto des neuen Werks lieferte der faszinierende Roman Orlando der britischen Schriftstellerin Virginia Woolf – eine literarische Wanderung mit dem jungen Aristokraten und Poeten Orlando quer durch die Jahrhunderte, von der Ära Königin Elisabeths I. bis ins Jahr 1928. Die Oper führt uns in einen Gerichtssaal, wo darüber befunden wird, ob Orlando ein Mann oder eine Frau sei. Durch die einzelnen Zeugenaussagen gewinnen wir Einblick in die Wendepunkte im Leben Orlandos: der Verlust der ersten großen Liebe, die Suche nach dem Alleinsein und nach einer neuen Identität, ein geheimnisvoller Schlaf, der den schmalen Grat zwischen Leben und Tod enthüllt. Orlando liebt, schafft und wandelt sich, und die Oper feiert hier die befreiende Kraft der Kunst und Kreativität, aber auch der Fähigkeit, den Augenblick wahrzunehmen.

 

Weltpremiere am 14. Juni 2024 im Janáček-Theater

 

 

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Einstudiert im englischen Original mit tschechischen, englischen und deutschen Untertiteln.

2 Stunden, 50 Minuten, 1 Pause

Inhalt der Oper

Ich bin in die Welt gegangen mit  Leidenschaft in der Seele …

  1. Akt

Im Gerichtssaal ist ein Prozess mit Orlando im Gange. Anlass dafür ist die Tatsache, dass Orlando als Mann geboren wurde, als englischer Adliger, dass er schon 300 Jahre gelebt und sich in der Mitte seines Lebens in eine Frau verwandelt hat. Das Verfahren soll klären, ob er tot oder lebendig ist, ein Mann oder eine Frau.

Vor das Gericht treten Zeugen aus Orlandos Leben. Erster Zeuge ist der Kapitän der Enamoured Lady, mit dem Orlando aus der Türkei nach London gereist ist. Seine Aussage ist klar – Orlando sei eine Frau. Der nächste Zeuge ist Erzherzog Harry. Dieser ist wie närrisch in Orlando verliebt, seit er am Königshof sein Porträt gesehen hat. Er gesteht, dass er sich auch als Frau verkleidet habe, um in seine Nähe zu gelangen, was von Gericht mit Empörung quittiert wird. Gleichzeitig stellt er fest, dass Orlando ein Mann gewesen sei, jedoch aus der Türkei, wo er als Botschafter gewirkt hatte, als Frau zurückgekehrt sei. Harry deckt auch Orlandos lebenslange Liebe für die Poesie auf. Schon auf dem Schiff habe Orlando/a erstmals erkannt, dass das weibliche Geschlecht gewisse Einschränkungen und Erwartungen der Gesellschaft mit sich bringe. Harrys Aussagen über die Begegnungen mit Dichtern bestätigen dies nur. Eine Frau könne schließlich keine Gedichte schreiben, sie habe zu schweigen und zu heiraten, weil sie sonst in der Welt vollkommen verloren sei. Harry bietet Orlanda die Ehe an und wird abgelehnt.

Der nächste Zeuge betritt den Saal – Shelmerdine. Mit seiner Erscheinung eines Seemanns und Abenteurers erregt er Befremden, ebenso mit seiner Aussage, dass er und Orlanda miteinander verheiratet seien. Sie hätten am 26. Oktober 1884 die Ehe geschlossen. Sie hätten sich kennengelernt, als Orlanda sich als unverheiratete Frau unter dem Druck der Gesellschaft befunden habe und in die Natur geflohen sei, die sie immer als sicheren Zufluchtsort empfunden habe. Sie sei gestürzt, und gerade Shelmerdine sei ihr zu Hilfe geeilt. Die beiden hätten festgestellt, dass sie perfekt zueinander passen, worauf sie geheiratet hätten. Harry lehnt es ab, seine Liebe aufzugeben, und besteht darauf, dass Orlando/a zu ihm gehöre. Durch seine Aussage, dass er Orlando schon als Mann geliebt habe, nimmt er die Gesellschaft gegen sich ein, der Richter lässt ihn festnehmen und unterbricht das Gerichtsverfahren.

  1. Akt

Die Verhandlung wird fortgesetzt. Der Richter schickt sich an, das Urteil zu verkünden, als sich eine Frau durch die Menschenmenge drängt – die Zigeunerin Rosina Pepita. Sie habe Orlando geheiratet, als er Botschafter in der Türkei war, und habe drei Söhne mit ihm gehabt. Sie konfrontiert Orlando damit, dass dieser sie verlassen habe, und schildert dem Gericht, wie er eines Tages eingeschlafen und dann als Frau wieder aufgewacht sei. Sie jedoch sei nicht bereit, sich mit seiner Verwandlung abzufinden. Der Richter lässt sie hinausführen und erklärt die Ehe für ungültig. Durch Pepitas Verzweiflung erwacht in Orlando die Erinnerung an seine erste große Liebe Sasha, die ihm das Herz gebrochen hatte. In dem Moment, als der Richter zu sprechen anhebt, lässt Orlandos Erinnerung an Sasha den ganzen Gerichtssaal in einem Schneetreiben versinken. Die Zeit dreht sich zurück, und es erscheint Sasha – als Erzähler. Der Gerichtssaal verwandelt sich in die Bühne einer barocken Maskerade, wo wir Orlandos Jugend, seine Laufbahn eines Adligen, seine Liebe zur Literatur und auch seine potentiellen Verlobten kennenlernen. Auf den Sommer folgt der Herbst, dann der Winter, Königin Elisabeth verstirbt, und den Thron besteigt König Jakob. Der Moskauer Botschafter kommt zu Besuch, und Orlando verliebt sich in dessen Tochter Sasha. Als diese ihn verlässt, bricht für ihn eine Welt zusammen…

Wir sind wieder in der Gegenwart, und der Richter verkündet sein Urteil – Orlando sei eine Frau und habe damit kein Anrecht auf irgendetwas, ihr Haus gehöre ihr nicht, und ihre Stimme habe in der Gesellschaft keinerlei Gewicht. Orlando bricht zusammen. Die Zeit bleibt erneut stehen, und es erscheint Königin Elisabeth. Für sie war Orlando ihr Trost im Alter, jetzt kommt sie, um ihn daran zu erinnern, was wichtig ist. Schließlich komme es nicht darauf an, in welcher Identität wir leben, ob wir sie ändern. Das Wesentliche sei doch, wie wir sind und ob wir imstande sind, das Leben in der Gegenwart voll zu leben. Erneut erscheint Sasha, und die Gerichtsschreiberin erkennt in ihr ihre eigene Gestalt aus der Vergangenheit. Wie sie sich verändert hat, was sie alles aufgeben musste. Auch die anderen lernen ihre Pendants über die Zeiten hinweg kennen. Orlandos Kind sieht die Wildgänse fliegen und läuft ihnen nach. Es ist Zeit für ein neues Kapitel!

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Produktionsteam

Robert Kružík Hudební nastudování, dirigent
Pavel Šnajdr Dirigent
Martin Buchta Sbormistr

Besetzung

Wann spielen wir?

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