Jacques Offenbach
Hoffmanns Erzählungen
Einstudiert im französischen Original mit tschechischen und englischen Untertiteln. Die Vorstellung dauert ca. 3 Stunden, inklusive zwei Pausen.
Die Liebe ist eine Flamme, die in den Augen glüht, die Liebe ist ein Meer geweinter Tränen…
Das Stück über einen Dichter auf der Suche nach der idealen Frau trägt den Untertitel „fantastische Oper“, lediglich Prolog und Epilog, wo der in die Sängerin Stella verliebte Dichter Hoffmann die Gäste der Weinstube unterhält, sind real. Niemand jedoch weiß, ob die Erzählungen von den drei Frauen, die er geliebt hat, der Wahrheit entsprechen oder lediglich eine Flucht des Dichters in die Welt bizarrer Fantasien darstellen. Der Librettist Jules Barbier ließ sich durch die Figur eines der frühesten Vertreter der Romantik, des Dichters und Komponisten E. T. A. Hoffmann, und dessen Erzählungen bereits bei seinem gleichnamigen Schauspiel inspirieren, das er gemeinsam mit Michel Carré schrieb. Den Namen des französischen Komponisten Jacques Offenbach verbinden wir heute vor allem mit dem Genre der Operette, doch finden wir in seinem Werk auch die zwei Opern Die Rheinnixen und Hoffmanns Erzählungen. Letztere konnte Offenbach nicht mehr vollenden, dennoch zählt sie heute zu den meistgespielten Werken des Opernrepertoires. Offenbach verleugnet in Hoffmanns Erzählungen nicht seine Affinität zur Welt der Operette, doch steht das Stück durch seine umfangreichen lyrischen Nummern und die ausgearbeiteten dramatischen Passagen Werken von Autoren wie Gounod oder Bizet nahe. Die neue Inszenierung stellt die erste Kooperation des Regieduos SKUTR mit dem Brünner Opernensemble dar.
Premiere am 20. September 2019, Janáček-Theater
Inhalt der Oper
Prolog
Hinter den Theaterkulissen herrscht ein reges Treiben, vor allem während einer Vorstellung. Während auf der Bühne Mozarts Don Giovanni gespielt wird, wuseln im Hintergrund Orchestermusiker, Chorsänger, Tänzer und Bühnentechniker durcheinander. Treffpunkt für alle ist der Theaterklub. Hier verkehrt auch Lindorf, ein reicher Mäzen, der das Herz der Sängerin Stella zu gewinnen sucht. Diese ist jedoch in den Dichter Hoffmann verliebt, dem sie durch den Boten Andrès den Schlüssel zu ihrer Garderobe und einen Brief senden lässt. Lindorf zögert nicht und besticht Andrès, damit ihm dieser den Schlüssel und das Couvert überlässt. Die Gesellschaft ist durch reichlich Bier und Wein schon recht angeheitert, und auch Hoffmann hält sich nicht zurück. Durch die anderen angestachelt, singt er das Lied von Kleinzack und macht sich über Lindorf lustig. Plötzlich wird ihm jedoch bewusst, dass gerade dieser Mann in den für sein Leben und seine Liebschaften schicksalhaften Momente stets in der Nähe ist. Die Freunde reißen ihn aus seiner Grübelei, und Hoffmann beginnt die Geschichte seiner drei Liebschaften zu erzählen.
1. Akt
Im Haus des Erfinders Spalanzani wird ein großer gesellschaftlicher Anlass vorbereitet. Spalanzani hat ein künstliches Wesen namens Olympia erschaffen, das von einem lebenden Mädchen nicht zu unterscheiden ist. Der nichtsahnende Hoffmann verliebt sich in Olympia, obwohl ihn sein Freund Nicklausse zu warnen versucht. Vor der versammelten Gesellschaft singt Olympia bravourös Koloraturen. Spalanzani ist von Hoffmanns Interesse belustigt und lässt die beiden allein. Hoffmann gesteht Olympia seine Liebe und macht sich nichts daraus, dass ihre einzige Antwort nur „Ja, ja“ ist. Es folgt ein stürmischer Tanz, bei dem Olympia Hoffmann beinahe verletzt. Während der Dichter wieder zu sich kommt, eilt der erschrockene Diener Cochenille herbei. Coppelius, der an der Erfindung beteiligt war, hat sie aus Rache vernichtet. Hoffmann bemerkt mit Entsetzen, dass er sich in eine mechanische Puppe verliebt hat.
2. Akt
Eine weitere Liebe des Dichters ist Antonia. Von ihrer verstorbenen Mutter hat sie das Gesangstalent geerbt, doch ist sie krank und muss alle Anstrengung und Aufregung meiden. Daher hat ihr Vater Crespel sie vor Hoffmann versteckt und hindert sie am Singen. Hoffmann jedoch will seine Liebe nicht aufgeben und dringt heimlich in Crespels Haus ein. Hier wird er Zeuge, wie Antonia von Doktor Mirakel behandelt wird, der bereits den Tod der Mutter des Mädchens zu verantworten hat. Jetzt verleitet er Antonia mit dem Trugbild des Ruhmes und der Stimme ihrer Mutter dazu, nicht aufzugeben, was sie am meisten liebt – den Gesang. Antonia singt und stirbt vor Erschöpfung in den Armen ihres unglücklichen Vaters. Der beschuldigt Hoffmann, ihren Tod auf dem Gewissen zu haben.
3. Akt
Hoffmann und Nicklausse sind in Venedig. Der Dichter erklärt, dass er die Liebe verachte und sich auch vor den Verführungen der schönen Kurtisane Giulietta in Sicherheit fühle. Diese ist jedoch nur ein Werkzeug des teuflischen Dapertutto, der von ihr verlangt, mit Hilfe eines Zauberspiegels Hoffmanns Bild einzufangen. Giulietta führt ihren Auftrag gehorsam aus und heuchelt Hoffmann ihre Liebe. Der erliegt ihrem Charme und erschlägt sogar seinen Nebenbuhler, Giuliettas eifersüchtigen Liebhaber Schlemihl. Hoffmann muss jedoch aus Venedig fliehen, und Giulietta überredet ihn, ihr zur Erinnerung sein Spiegelbild zu hinterlassen. Als Dapertutto sich des Bildes bemächtig, fällt Hoffmann in Ohnmacht.
Epilog
Der gebrochene Hoffmann hat seine Geschichte zu Ende erzählt. Hinter den Kulissen erklingt Beifall, der das Eintreffen Stellas begleitet, doch Hoffmann nimmt nichts mehr wahr. Die enttäuschte Stella nimmt mit dem sie umwerbenden Lindorf vorlieb und verlässt mit ihm die Szene. Der verschmähte Hoffmann versinkt im Alkoholdelirium in eine andere Welt.