Leoš Janáček (1854–1928): Kinderreime, JW V/17 für 9 Stimmen und 10 Instrumentalisten
Bohuslav Martinů (1890–1959): Das Maifest der Brünnlein, H 354, Kantate für Solostimmen, Rezitator, Frauen- oder Kinderchor und Kammerensemble
Hans Krása (1899–1944): Brundibár, Kinderoper in zwei Akten nach dem Libretto von Adolf Hoffmeister
Die ausgelassenen Kinderreime aus dem Jahr 1925 sind eine der wenigen Kompositionen Janáčeks, die auch jüngere Zuhörer ansprechen. Seine Inspiration fand Janáček wie schon einige Male zuvor in der Tageszeitung Lidové noviny, in deren Kinderbeilage Reime mit lustigen Zeichnungen von Josef Lada, Ondřej Sekora oder Jan Hála erschienen. Janáček hatte zu Hause eine ganze Sammlung dieser Kinderseiten. Er wählte acht davon aus und komponierte einen Zyklus kleiner Stücke für drei Mezzosoprane, Klarinette, Klavier und Kindertrommel. Die überaus erfolgreiche Premiere fand am 26. Oktober 1925 im Foyer des Gemeinschaftshauses in Brno statt. Ein Jahr später ergänzte der Komponist seine Kinderreime um zehn weitere Nummern. Außerdem kamen in der Partitur weitere Stimmen und Instrumente sowie jeweils ein kurzes Vor- und Nachspiel hinzu. Interessant ist auch Janáčeks Wunsch, dass bei der Aufführung dieser Komposition bunte Bilder projiziert werden sollten, doch konnten die technischen Möglichkeiten jener Zeit diesen Traum noch nicht erfüllen. Janáčeks Wunsch ging erst 1948 in Erfüllung, als Josef Lada zusammen mit dem Regisseur Eduard Hofman einen Zeichentrickfilm zu den Kinderreimen drehte, was für Lada gleichzeitig die erste Erfahrung mit diesem neuen Genre war. Bei dem Konzert werden die Kinderreime in Begleitung des ursprünglichen Films erklingen.
Das Maifest der Brünnlein ist wohl das bekannteste Werk von Bohuslav Martinů. Der Grund dafür liegt wohl im intimen Bekenntnis der Einsamkeit des Autors und seiner unerfüllten Sehnsucht nach der Rückkehr in seine Heimat, die ihm das kommunistische Regime verwehrte. Es kann nicht verwundern, dass sich der aus dem Bergland der Vysočina stammende Komponist so nach seiner Heimat sehnte, fiel doch sein letzter Besuch bereits in das Jahr 1938. Wohl deshalb mag er so positiv auf den Text des aus Polička gebürtigen Miroslav Bureš reagiert haben, dass er im Jahr 1955 diese fragile Kammerkantate komponierte, die sich auf einen uralten Volksbrauch zur Begrüßung des Frühlings bezieht. Dieses Brauchtum verbindet sich in Martinůs Werk mit der Weisheit des Alters und mit dem Begreifen des sich über Generationen wiederholenden menschlichen Schicksals.
Auch diesmal will das Festival an ein Werk erinnern, das den während des Zweiten Weltkriegs ins Ghetto Theresienstadt deportierten Kindern gewidmet war. Mit der Kinderoper Brundibár von Hans Krása nach einem Text von Adolf Hoffmeister steht das wohl berühmteste mit Theresienstadt verbundene Werk auf dem Programm. Die Oper entstand ursprünglich als Reaktion auf einen Wettbewerb des tschechoslowakischen Schulministeriums aus dem Jahr 1938. Doch die geschichtlichen Ereignisse sorgten dafür, dass es zu keiner Auswertung dieses Wettbewerbs mehr kam. Im Jahr 1941 beschloss der Direktor des Prager jüdischen Waisenhauses, Otto Freudenfeld, die Oper aufzuführen. Der Komponist selbst konnte der Vorstellung jedoch nicht mehr beiwohnen, da er nach Theresienstadt deportiert worden war. Später gelangte auch Freudenfeld nach Theresienstadt, wobei es ihm gelang, den Klavierauszug der Oper mit ins Lager zu schmuggeln. Krása instrumentierte sie neu, und am 23. September 1943 konnte im Saal der Magdeburger Kaserne die feierliche Premiere stattfinden. Die Oper Brundibár über einen Unterdrücker, der von den Kindern und den Tieren gemeinsam bezwungen wird, ließ die Zuschauer wie die Mitwirkenden aus den Reihen der Theresienstädter Kinder wenigstens für eine Weile die Schecken ihres Lebensalltags im Ghetto vergessen. Es braucht wohl kaum betont zu werden, dass viele der Interpreten das Kriegsende nicht mehr erlebten. Auch Hans Krása, der Autor der Oper, wurde 1944 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet.
Autor: Jiří Zahrádka